Natürlich dürfen die Bewohner jederzeit die Fenster öffnen, sie müssen es aber nicht, denn im Passivhaus kommt immer ausreichend Frischluft über die Lüftungsanlage. Das hat viele Vorteile: Dank der Feinfilter bleiben Schmutz und Pollen draußen - anders als bei der Fensterlüftung. Auch wenn die Bewohner nicht zu Hause oder die Fenster über Nacht geschlossen sind - die Luftqualität im Haus ist immer hervorragend. Im Winter sollten allerdings die Fenster nicht über längere Zeit offen stehen, denn das führt - wie bei allen Häusern - dazu, dass die Raumlufttemperatur abkühlt und der Heizwärmeverbrauch ansteigt. (vgl. Passivhaus_Fenster_oeffnen bzw. Beiträge dazu in Passipedia)
Die Lüftungsanlage im Passivhaus ist eine Frischluftanlage und keine Klimaanlage mit Umluftbetrieb. Nur in Verbindung mit Feuchtefallen können Probleme mit Keimen entstehen, das betrifft schlecht gewartete Klimaanlagen, aber in keinem Fall reine Frischluftanlagen. Geräusche durch Ventilatoren und an den Luftventilen werden durch Schalldämpfer fast vollständig absorbiert. Die Frischluft wird vorteilhafterweise über Weitwurfdüsen so in den Raum eingeworfen, dass sie zunächst an der Decke entlang streicht und dann den Raum gleichmäßig und mit nicht wahrnehmbarer Geschwindigkeit durchströmt.
Die Gefahr, dass einer der beiden Ventilatoren ausfällt ist relativ gering, sie können aber schnell und problemlos repariert werden. In der Zwischenzeit lüften Sie einfach über die Fenster. Wenn im Winter wegen eines Stromausfalls die Lüftungsanlage oder Nacherwärmung der Zuluft ausfallen, würde in gleicher Weise auch jede Heizung in einem konventionellen Gebäude ausfallen. Durch die sehr gute Wärmedämmung kühlt ein Passivhaus aber im Gegensatz zu konventionellen Gebäuden nur sehr langsam aus.So lassen sich im Passivhaus die Räume einfach durch höhere interne Wämequellen warmhalten – wie z.B. durch Kerzen die gleichzeitig auch für die Notbeleuchtung während des Stromausfalls dienen.
Der jährliche Filterwechsel kann von den Bewohnern selbst durchgeführt werden. Bitte denken Sie daran, beide Filter, nämlich den Außen – und den Abluftfilter zu wechseln. Sollte die Lüftungsanlage im Sommer außer Betrieb genommen werden, muss der Außenfilter vor der Wiederinbetriebnahme gewechselt werden. Für die Küche empfiehlt sich ein Edelstahlfilter, der in der Waschmaschine gereinigt werden kann.
Beim Filterwechsel muss besonders darauf geachtete werden, dass der Filter dicht sitzt und kein Spalt entsteht, durch den Staub eindringen könnte. Es empfiehlt sich, die Filter auf Vorrat zu bestellen und an einem trockenen, sauberen Ort, verpackt in der Originalfolie zu lagern.
Bewahren Sie das Protokoll des Haustechnikers zur Volumenstrom-Auslegung und zur Einstellung der Weitwurfdüsen sorgfältig auf, damit z.B. nach einer Renovierung die Düsen wieder so eingestellt werden können wie zuvor (Verstellung mittels Schraube).
Die Höhe der relativen Raumluftfeuchtigkeit in Innenräumen hängt von folgenden beiden Einflussgrößen entscheidend ab:
Der aus den inneren Feuchtequellen stammende Wasserdampf wird durch die zugeführte frische Außenluft verdünnt. Je höher die zugeführte Außenluftmenge, desto geringer wird die sich im Innenraum einstellende relative Raumluftfeuchtigkeit. Besonders stark ist dieser Verdünnungseffekt im Winter; kalte Außenluft enthält nämlich nur sehr wenig Wasserdampf (bei -5°/90% z.B. nur etwa 3g je Kubikmeter Luft). Wird diese Luft in den Raum gebracht, wo sie letztendlich auf 20° erwärmt ist, dann beträgt ihre relative Feuchtigkeit nur noch 17,6% - solange, wie kein weiteres Wasser aus inneren Quellen der Raumluft zugeführt wird. Bei haushaltsüblichen Feuchtequellen (330 g/h - individuell verschieden) und einer "normgerechten" Lüftung (im Beispiel 120 m³/h - es gilt hier DIN 1946) resultiert in diesem Beispiel dann eine relative Innenluftfeuchtigkeit von 33,5%. Dies ist ein in der Regel noch komfortabler Wert, wenn die Luft einigermaßen sauber (wenig staubhaltig) ist.
Wenn bei normgerechter Lüftung den Bewohnern die sich einstellende Luftfeuchtigkeit zu niedrig erscheint, so ist leicht Abhilfe möglich: Durch eine Verringerung der Außenluftvolumenströme steigt die relative Innenluftfeuchtigkeit an, weil die Wasserdampfquellen weniger verdünnt werden. Nimmt man im obigen Beispiel die Außenluftmenge in der kalten Zeit auf 75 m³/h zurück - was in jedem Fall noch zulässig ist und ausreichend gute Raumluftqualität ergibt - so steigt die Raumluftfeuchtigkeit auf ca. 44% an. Niemand sollte mehr lüften, als es seinem eigenen Behaglichkeitsempfinden bzgl. der Luftfeuchtigkeit entspricht.
Konventionelle Lüftungsplaner neigen dazu, Luftmengen von Wohnungslüftungsanlagen viel zu hoch zu dimensionieren und einen 0,5-fachen bis 0,8-fachen Luftwechsel für notwendig -halten, um die Raumluftfeuchtigkeit im Winter niedrig zu halten, damit die Gefahr von Tauwasserbildung und damit verbunden die Schimmelpilzgefahr gering ist. Diese beiden Gefahren bestehen im Passivhaus aber ohnehin nicht, denn wegen des guten Wärmeschutzes sind alle Innenoberflächen von Außenbauteilen ohnehin so warm, dass auch bei 60% Raumluftfeuchtigkeit noch keine Tauwasserbildung auftritt. Daher kann die Außenluftmenge im Passivhaus ruhig in kalten Perioden etwas niedriger gefahren werden, insbesondere dann, wenn die Raumluftfeuchtigkeit von den Bewohnern sonst als zu gering empfunden wird. "Anhaltswerte" für Wohnungen sind Luftwechsel der Lüftungsanlage zwischen 0,3 und 0,4-fach. Für Passivhäuser geben wir generell die Empfehlung, die Luftmengen eher an diesen unteren Werten zu orientieren. Dann bleibt die Raumluftfeuchtigkeit bei guter Luftqualität im komfortablen Bereich.
1. Luftmengen geringer einstellen
2. evtl. zusätzliche Feuchtequellen in die Wohnräume (z.B. Blumen)
3. Wohnungen möglichst staubfrei halten: öfter mit einem guten Staubsauger mit Feinststaubfilter saugen.
Übrigens: Praktisch staubfreie Luft wird auch bei ganz geringen Feuchtigkeiten nicht als "zu trocken" empfunden; in kalter Höhenluft fühlen wir uns wohl. Allerdings lässt sich Luft in Wohnungen mit vertretbarem Aufwand nicht staubfrei halten. Daher gibt es tatsächlich auch eine Untergrenze für die relative Raumluftfeuchtigkeit (bei ca. 30%) unterhalb der die meisten Nutzer die Luft als zu trocken empfinden. Dann helfen nur die Punkte 1. und 2. wie oben beschrieben.
Artikel über Messwerte zur Feuchtigkeit im Passivhaus Kranichstein: FeuMess.pdf (176 KB)
Neubauten in Deutschland sind seit ca. 1985 mit n50 –Werten zwischen 2 und 4 h-1 so dicht, dass der „natürliche Luftwechsel“ durch Fugen zwischen etwa 0,1fach und 0,2fach pro Stunde liegt. Dies wurde durch unabhängige Messungen verschiedener Büros bestätigt. In Österreich sind die n50 –Werte in der Bauordnung seit langem mit 1,5 und 3,0 h-1 festgelegt.
Derart geringe Luftaustauschraten sind aus verschiedenen Gründen nicht günstig zu beurteilen: schlechte Verdünnung von Innenluftschadstoffen (wie Radon, Formaldehyd, VOC), hohe Raumluftfeuchtigkeit und Geruchsbelästigung. Auch eine evtl. Problematik bei Schwelbränden könnte hinzukommen. Jedenfalls wird ein Rauchgaseintrag in die Innenluft bei geschlossenen Fenstern erst in ca. 3½ Stunden auf die Hälfte verdünnt. Ob ein Gebäude noch dichter oder etwas weniger dicht gebaut ist, spielt somit keine entscheidende Rolle.
Aus den zuerst genannten Gründen ist in einem Passivhaus grundsätzlich eine Wohnungslüftungsanlage vorhanden, die in der Regel in den jeweiligen Aufenthaltsräumen (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer) eine etwa 0,5fache Frischluftzufuhr sicherstellt. Die Lufterneuerung findet dann nach Messungen und nach subjektivem Empfinden der Bewohner in deutlich besserem Umfang statt als bei gewöhnlichen Neubauten. Die Zeit für eine Halbierung von Schadstoffeinträgen reduziert sich dadurch auf ca. 1 h 20 min; auch dies ist für giftige Rauchgase zu lang, die Gefahr ist aber gegenüber der heutigen Normalsituation erheblich verringert.
1. Auch in einem Passivhaus sind grundsätzlich in jedem Raum öffenbare Fenster. Wenn eine außerordentliche Innenluftbelastung bemerkt wird, kann also durch Stoßlüftung eine unmittelbare Entlastung erfolgen. Hierin unterscheidet sich das Passivhaus nicht von anderen Gebäuden.
2. Befinden sich Belastungsquellen außerhalb des Aufenthaltsraumes, so wird dieser Raum nicht belastet: Da sich durch die Frischluftzufuhr im Raum eine gerichtete Strömung einstellt, werden ausschließlich die Räume entlang des Strömungspfades betroffen.
3. Wie bei allen Wohngebäuden ist auch im Passivhaus eine Verringerung der Gefahr durch Rauchmelder möglich. Der Einsatz solcher Warngeräte ist generell zu empfehlen.
Eine zentrale Staubsaugeranlage ist auch im Passivhaus möglich, wenn gewünscht. Während des Betriebes einer Staubsaugeranlage muss nicht einmal die Lüftungsanlage abgeschaltet werden, da
1. die Luftmengen beim Staubsaugen nicht so groß sind wie z.B. bei einer Dunstabzugshaube
2. man nicht zwei Stunden lang staubsaugt (aber z.B. eine Dunstabzugshaube kann ggfs. zwei Stunden lang laufen), es sich also um einen kurzen Zeitraum handelt.
Öffnungen nach draußen sollten jedoch luftdicht und gedämmt mit Klappen ausgeführt werden.
Diese Frage wurde schon im ersten Passivhaus in Darmstadt-Kranichstein untersucht. Dort sind mit Mineralwolle gefüllte Telefonieschalldämpfer ohne Folienabdeckung im Einsatz. Das eco-Umweltlabor, Köln (Dr. Grün) hat u.a. auch die Faserkonzentration in der Raumluft und in der Luft aus der Lüftungsanlage untersucht. Das Ergebnis war: In der Zuluft wurde bei allen Messungen überhaupt nur einmal eine Faser gefunden, diese kam mit Sicherheit nicht aus dem Schalldämpfer. Die Konzentration an Mineralfasern in der Außenluft ist erheblich höher (10 - 30 Fasern/m³). Der Grund für die Reduktion liegt in den Frischluftfiltern in der Lüftungsanlage, dort bleiben Fasern i.d. Regel hängen (95-98%). Der Bericht ist als Passivhausbericht "Luftqualität im Passivhaus" beim Institut Wohnen und Umwelt (IWU, Darmstadt) erhältlich. Im Übrigen sind die modernen Mineralfaserwerkstoffe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht krebserregend, da sie sich in kurzer Zeit in Körperflüssigkeit auflösen (im Gegensatz zu Asbest-Fasern). Wer dennoch ein ungutes Gefühl behält: Es gibt heute auch mineralfaserfreie Schalldämpfer, diese sind allerdings etwas teurer.