Ge­schicht­li­che Ent­wick­lung des Pas­siv­hau­ses in Ös­ter­reich

Ei­ne Ana­ly­se von Gün­ter Lang

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1993 er­fuhr Arch. Hel­mut Krap­mei­er vom Ener­gi­e­in­sti­tut Vor­arl­berg erst­mals  bei ei­nem Vor­trag von Dr. Wolf­gang Feist  in Darm­stadt über das be­ein­dru­cken­de Kon­zept des Pas­siv­hau­ses und prä­sen­tier­te bei der ers­ten Som­mer­aka­de­mie 1994 in Vor­arl­berg vor stau­nen­den Ar­chi­tek­ten aus Ös­ter­reich die­sen re­vo­lu­tio­nären Baus­tan­dard.

Die ers­ten Wohn­bau­ten in Pas­siv­haus-Stan­dard in Ös­ter­reich:
1996 wur­de Ös­ter­reichs ers­tes Ein­fa­mi­li­en­haus als Pas­siv­haus fer­tig­ge­stellt. Das Ein­fa­mi­li­en­haus von Mar­tin Cal­do­naz­zi in Amer­lü­gen/Vor­arl­berg ge­plant und er­rich­tet von sei­nem Bru­der Bmst. Ri­chard Cal­do­naz­zi auf über 900 Me­tern See­hö­he.

Kur­ze Zeit dar­auf wur­de 1997 Ös­ter­reichs ers­te Rei­hen­haus­an­la­ge in Bat­schuns/Vor­arl­berg vom Ate­lier Un­ter­rai­ner, so­wie im glei­chen Jahr das ers­te Mehr­fa­mi­li­en­haus als Pas­siv­haus mit 13 Woh­nun­gen - die Wohn­an­la­ge Ölz­bündt in Dorn­birn/Vor­arl­berg vom Ar­chi­tek­tur­Bü­ro DI Her­mann Kauf­mann - er­rich­tet und bei­de als „Haus der Zu­kunft“ aus­ge­zeich­net. Zehn Jah­re spä­ter – 2007 - wa­ren es be­reits 4.000 Wohn­ein­hei­ten und in Vor­arl­berg im so­zia­len Wohn­bau der Min­dest­stan­dard. 

Im Ok­to­ber 2009 wur­de mit 354 Woh­nun­gen vom Bau­trä­ger Neue Hei­mat Ti­rol in Inns­bruck am Lo­de­na­re­al die da­mals größ­te Pas­siv­haus-Wohn­an­la­ge ih­rer Be­stim­mung über­ge­ben. In Wi­en  star­te­ten am „Eu­ro­ga­te“ En­de 2009 die Bau­ar­bei­ten für die ers­te groß­vo­lu­mi­ge Pas­siv­haus-Sied­lung in Ös­ter­reich mit 1.800 Woh­nun­gen für mehr Wohn­kom­fort und Be­hag­lich­keit. Mit En­de 2011 wa­ren be­reits knapp 21.000 Woh­nun­gen in Pas­siv­haus-Stan­dard in Ös­ter­reich be­wohnt, wo­von die Mehr­heit sich in Mehr­fam­li­en­häu­sern be­fin­det.

Ös­ter­reichs ers­te Alt­bau­sa­nie­rung wur­de 2004 mit dem Ein­fa­mi­li­en­haus Schwarz in Pet­ten­bach durch LANG con­sul­ting um­ge­setzt. Da­bei konn­te der Heiz­wär­me­ver­brauch von 280 auf 12,9 kWh/m²a um über 95% ge­senkt wer­den. Ge­mäß dem Mot­to von Prof. Dr. Wolf­gang Feist "Wenn schon denn schon" war die­ses Pi­lot­pro­jekt der Start­schuss zu ei­ner ra­san­ten Ent­wick­lung des Pas­siv­haus-Stan­dards auch im Sek­tor der Alt­bau­sa­nie­rung in Ös­ter­reich.

 

Ent­wick­lung des Nicht-Wohn­baus in Pas­siv­haus-Stan­dard:

Wie ra­sant die Ent­wick­lung vor­an schrei­tet, kann man am Bei­spiel der Kin­der­gär­ten se­hen. In Ziers­dorf wur­de 2002 Ös­ter­reichs ers­ter Pas­siv­haus Kin­der­gar­ten im Rah­men „Haus der Zu­kunft“ von ah3 ar­chi­tek­ten zt gmbh er­rich­tet.Exis­tier­ten bis 2006 in ganz Ös­ter­reich erst fünf Kin­der­gär­ten, so ge­währ­leis­ten seit Som­mer 2009 in der Stadt Ba­den al­lei­ne 5 Kin­der­gär­ten als Pas­siv­haus den Kin­dern im­mer fri­sche Luft, al­le­samt von Jor­dan [ar­chi­tek­tur&ener­gie] ge­plant. Dass das Pas­siv­haus Schu­le macht, sieht man auch im Schul­bau.

Das ers­te Schul­ge­bäu­de in Pas­siv­haus-Stan­dard war die Haupt­schu­le Klaus-Wei­ler-Fra­xern in Vor­arl­berg von Diet­rich / Un­ter­tri­fal­ler Ar­chi­tek­ten, die zwi­schen 2002 und 2003 er­rich­tet wur­de. Wa­ren es 2006 Ös­ter­reich­weit vier Schu­len, wa­ren per 25.04.2010 be­reits 23 Schu­len in Pas­siv­haus-Stan­dard in der Da­ten­bank do­ku­men­tiert, 13 da­von als Alt­bau­sa­nie­rung.

Das ers­te Ge­bäu­de mit Bü­ro­nut­zung in Pas­siv­haus-Stan­dard wur­de 1998 in Schwarz­ach vom Ar­chi­tek­tur­bü­ro DI Her­mann Kauf­mann ge­plant. Bei den Dienst­leis­tungs­ge­bäu­den ist be­son­ders das For­schungs­pro­jekt Chri­sto­pho­rus­haus in Stadl Pau­ra/Ober­ös­ter­reich von Di­pl. Ing. Al­bert P. Böhm + Mag. Hel­mut Frohn­wie­ser her­vor­zu­he­ben.

Seit 2003 zur höchs­ten Zu­frie­den­heit der Bü­ro­mit­ar­bei­ter in Be­trieb, be­nö­tigt es für Hei­zung und Küh­lung le­dig­lich 26 Cent pro m² und Jahr – im Ver­gleich zu kon­ven­tio­nel­len Bü­ro­bau­ten bei an­sonst üb­li­chen 20 bis 30 Eu­ro pro m² und Jahr. Mit Stand 25.04.2010 wa­ren al­lei­ne in der Da­ten­bank ins­ge­samt 57 Bü­ro- und Ge­wer­be­bau­ten so­wie 25 sons­ti­ge Bau­ten in Pas­siv­haus-Stan­dard do­ku­men­tiert.

Zwi­schen 2005 und 2006 wur­de Ös­ter­reichs ers­te Alt­bau­sa­nie­rung ei­nes öf­fent­li­chen Ge­bäu­des auf Pas­siv­haus-Stan­dard er­folg­reich um­ge­setzt. In der im Rah­men von „Haus der Zu­kunft“ sa­nier­ten Po­ly­techn. u. Haupt­schu­le II in Schwa­nen­stadt/Ober­ös­ter­reich von Plö­derl.Ar­chi­tek­tur.Ur­ba­nis­mus. PAU­AT Ar­chi­tek­ten wer­den so statt 55.000 Ku­bik­me­ter Erd­gas nur noch 47 Ku­bik­me­ter Pel­lets jähr­lich ver­heizt – bei 6.240 m² Nutz­flä­che we­ni­ger als in ei­nem Ein­fa­mi­li­en­haus.

Selbst oh­ne För­de­rung wür­de den Ge­mein­den die­se nach­hal­ti­ge Sa­nie­rung bin­nen 20 Jah­ren Fi­nan­zie­rungs­lauf­zeit in­klu­si­ve der hö­he­ren Bau­kos­ten um 20 Pro­zent bil­li­ger kom­men als ei­ne kon­ven­tio­nel­le Sa­nie­rung. Da­her ver­wun­dert es nicht wei­ter, dass be­reits vier Jah­re spä­ter 13 Alt­bau­sa­nie­run­gen von Schu­len in Pas­siv­haus-Stan­dard in der Da­ten­bank do­ku­men­tiert wa­ren, und ei­ne Viel­zahl wei­te­rer Pro­jek­te sich seit­dem in Um­set­zung be­fin­den.

 

Po­ly Schul­sa­nie­rung Schwa­nen­stadt - Ma­xi­mi­li­an Lang

2006 setz­te Lu­desch in Vor­arl­berg mit dem ers­ten Ge­mein­de­zen­trum in Pas­siv­haus-Stan­dard, ge­plant wie­der­um vom Ar­chi­tek­tur­bü­ro DI Her­mann Kauf­mann, einen Mei­len­stein nach­hal­ti­ger Ge­mein­de­po­li­tik. 2010 wa­ren in ganz Ös­ter­reich be­reits rund ein Dut­zend Ge­mein­de­zen­tren in Bau, die hel­fen, künf­tig das Ge­mein­de­bud­get kräf­tig zu ent­las­ten und bes­te Vor­bild­wir­kung in ih­rer Ge­mein­de zu be­wei­sen.

Und in Nie­der­ös­ter­reich wer­den per Land­tags­be­schluss al­le Lan­des­bau­ten seit 2008 nur noch in Pas­siv­haus-Stan­dard vor­bild­lich ge­plant. Auch die Stadt Wels hat sich als Ener­gie­haupt­stadt Eu­ro­pas selbst ver­pflich­tet, al­le ih­re Ge­mein­de­ei­ge­nen Ge­bäu­de als Pas­siv­häu­ser zu er­rich­ten, und Sa­nie­run­gen zu­min­dest mit Pas­siv­haus-Kom­po­nen­ten um­zu­set­zen. 2011 ha­ben zu­dem be­reits über ein Dut­zend Vor­arl­ber­ger Ge­mein­den den Pas­siv­haus-Stan­dard in ih­ren De­kla­ra­tio­nen ver­an­kert.

 

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