Es gibt keinen Grund, weshalb bauphysikalisch und konstruktiv richtig angebrachte Wärmedämmung durchfeuchten sollte. Fälle von Feuchteschäden kennen wir vor allem bei nicht oder sehr schlecht gedämmten Konstruktionen: Dort ist die Tauwasserbildung zu erwarten und dort tritt sie auch regelmäßig auf.
Die Bildung von Tauwasser an Oberflächen, die im Freien gegen den Himmel Wärme abstrahlen können, ist ein natürlicher Vorgang: Auf Wiesen, an Straßenschildern, an der Windschutzscheibe von Autos, auf hinterlüfteten Dächern u.v.a. mehr findet man regelmäßig Oberflächentauwasser und teilweise sogar Reifbildung. Auch an Außenoberflächen beheizter Gebäude kann Tauwasser auftreten und zwar unterhalb von U-Werten von ca. 1,0 W/(m²K). Dieser Wert wird bei Neubauten generell unterschritten; das auftretende Tauwasser an Außenoberflächen ist in der Regel nicht problematisch: Außenoberflächen müssen weit extremeren Wasserbelastungen (wie z.B. einem Platzregen) standhalten. Es kann nicht bestritten werden, dass die Wahrscheinlichkeit für Algenbildung mit zunehmend längeren Feuchtphasen an Außenoberflächen zunimmt, wenn keine weitere Vorsorge (siehe unten) getroffen wird. Die Algen sind weder toxisch noch für die Oberfläche schädlich – sie können aber als unfreiwillige Wandbegrünung als unschön angesehen werden.
Abhilfe ist möglich durch eine Außenfarbe, die Infrarot reflektierend ist: Dadurch steigt auch bei hochdämmenden Bauteilen die äußere Oberflächentemperatur über die Taupunkttemperatur der Außenluft an, so dass Tauwasser nicht mehr auftritt und Regenwasser schnell abtrocknet. Untersuchungen zu diesem physikalischen Verfahren und Entwicklungen laufen dazu derzeit an mehreren Stellen: Nebenbei führt ein solcher Anstrich zu einer weiteren Energieeinsparung, weil die Wärmeabstrahlung in die Umgebung abnimmt.
Radon ist ein Edelgas, das in den Zerfallsketten von Uran und Thorium auftritt und selbst radioaktiv zerfällt. Es ist *-aktiv (Zerfall durch Emission eines schnellen Heliumkerns) mit einer Halbwertzeit von 4 Tagen und auch die Zerfallsprodukte sind wieder radioaktiv. Die wesentlichen Quellen des Radons in Gebäuden sind die Zufuhr aus dem Boden unter den Häusern und die Freisetzung aus mineralischen Baumaterialien (Naturstein, Beton, Gips, Lehm, Ziegel u. a.). Wenn höhere Radonkonzentrationen vorliegen, ist in den meisten Fällen die Hauptquelle nicht das Baumaterial, sondern der Boden. Die Ursache ist der Urangehalt des Erdreichs und des Gesteins. Die Werte für die Belastung schwanken sehr stark, je nach Standort des Gebäudes (Urangehalt des Bodens), Art (vulkanisches Gestein?) und Menge (schwere Bauweise?) der Baumaterialien sowie Dichtheit des Abschlusses gegen den Boden und Luftwechselrate. Die (natürliche) Strahlenbelastung durch Radon und seine Zerfallsprodukte ist in der Tat ein ernst zu nehmendes Risiko. Nach [1] beträgt der derzeitige Mittelwert der Radonkonzentration in der Raumluft ca. 50 Bq/m³, die mittlere Äquivalentdosis etwa 15 mSv (1.500 mrem) im Bronchialepithel und etwa 2 mSv (200 mrem) im Alveolarbereich der Lunge. Von den ca. 50.000 Lungenkrebstodesfällen pro Jahr in der Bundesrepublik Deutschland dürfte nach [2] ein relativer Anteil von 4-12 % (bei Männern und Frauen, Rauchern und Nichtrauchern etwa gleich groß wegen synergistischer Effekte) durch die Inhalation von Radon und Zerfallsprodukten bedingt sein: etwa 2.000 bis 6.000 Fälle pro Jahr oder 0,1 bis 0,4 % aller Todesfälle. Dies demonstriert, dass die Probleme mit Radon ernst genommen werden müssen.
Die wirksamsten Maßnahmen zur Verringerung der Radonbelastung in Wohnungen sind:
Keine der genannten Maßnahmen steht im Gegensatz zu einer erhöhten Energieeinsparung im Wohnungsbereich. Sinnvolle Wärmeschutzmaßnahmen führen zu keiner Erhöhung der Radonbelastung, im Gegenteil, sie können mit Maßnahmen zur Reduktion der Radonkonzentration verbunden werden:
Dämm-Maßnahmen (Verringerung der Wärmeableitung durch Bauteile, sog. Transmissionswärmeverluste) dürfen nicht mit Abdichtmaßnahmen (Verringerung des Lüftungswärmeverlustes) in einen Topf geworfen werden. Wie oben gezeigt, ist die Wärmedämmung neutral oder sogar belastungsmindernd bzgl. Radon. Im Wohnungsbestand sind die höchsten Energieeinsparungen durch Dämmung und nicht durch Abdichtung zu erzielen. Bezüglich der Reduzierung der Lüftungswärmeverluste gilt folgendes:
Ein ausreichender Luftwechsel ist aus einer ganzen Reihe von Gründen in bewohnten Räumen unerlässlich: Abfuhr von Gerüchen, CO2, Wasserdampf (um Bauschäden –Schimmelpilz!- zu vermeiden) und Schadstoffen (aus Möbeln etc.), wie auch die Erreichung eines niedrigen Gleichgewichtspegels von Radon.
Wenn, wie bei modernen Wohngebäuden, die Gebäudeaußenhüllen sorgfältig luftdicht ausgeführt werden, so muss grundsätzlich eine ausreichende Belüftung sichergestellt werden. Fensterlüftung durch die Bewohner ist dabei eine mögliche, aber nicht die beste Lösung. Das PHI empfiehlt grundsätzlich den Einsatz von Wohnungslüftungsanlagen. Im Bestand und bei Niedrigenergiehäusern wurden gute Erfolge mit Abluftanlagen gemacht. [5].
Eine sowohl die Radonkonzentration stark vermindernde als auch energiesparende Lösung ist die Verwendung einer Wohnungslüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung [4]. Auch hier ist die energietechnisch optimale Lösung die mit der effektivsten Verringerung der Radon-Belastung.
Messungen in Passivhäusern mit sehr guter Wohnungslüftungsanlage haben Radonkonzentrationen ergeben, die deutlich unter den durchschnittlichen Vergleichswerten liegen [6].
Literatur:
[1] „Strahlenexposition und mögliches Lungenkrebsrisiko durch Inhalation von
Radon-Zerfallsprodukten in Häusern„. Bauphysik 2/1986 S. 59ff.
[2] W. Jacobi: „Expected Lung Cancer Risk from Radon„ Daughter Exposure in Dwellings, Proceedings International Conference on Indoor Air Quality„ Stockholm 1984.
[3] T. Brennan und B. Turner: „Defeating Radon„, Solar Aage, March 1986
[4] Passivhaus Institut: „Dimensionierung von Lüftungsanlagen in Passivhäusern„, Protokollband Nr. 17 des Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser.
[5] W. Feist: „Wohnungslüftung – künftig unverzichtbar„, Installation - DKZ, 120. Jahrgang, Mai 2000, S. 231 ff.
[6] W. Feist: „Gasförmige Luftverunreinigungen„, Protokollband Nr. 8 des Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser, Passivhaus Institut, Seite I/2.