Auch bei den gebauten Passivhaus-Projekten sind Gauben und Erker bereits realisiert worden. Erfahrene Passivhaus-Architekten loben sogar die gewonnene gestalterische Freiheit bei Passivhaus-Projekten. Allerdings muss man sich bei der Planung immer der damit verbundenen höheren Baukosten bewusst sein.
Die Südausrichtung stellt den optimalen Fall dar. Abweichungen um bis zu 30* nach Westen oder Osten sind aber problemlos zu realisieren. Die Auswirkungen größerer Abweichungen können mit dem PHPP ermittelt werden. Projekte mit größerer Abweichung oder ohne freie Südfassade sind mit entsprechend besserer Dämmung auch umsetzbar und auch schon realisiert worden.
Ein Passivhaus kann mit jeder beliebigen Dachform und Neigung realisiert werden. Hier hat der Architekt große Freiheit. Wichtig ist, dass die thermische Hülle möglichst kompakt gebaut wird. Balkone können außen, unter Beachtung der wärmebrückenfreien Anbindung, am kompakten Gebäude angegliedert werden und so die Kompaktheit auflockern.
Der Passivhaus-Standard ist an keine Bauweise gebunden. Die Qualität der Wandaufbauten mit U-Werten von maximal 0,15 W/(m²k) lassen sich in Massiv-, Misch- oder Leichtbauweise realisieren. Für freistehende Einfamilienhäuser und wenig kompakten Gebäuden ist meist ein U-Werten von ca. 0,10 W/(m²k) erforderlich. Für alle Bauarten und Baustoffe gibt es unzählige realisierte Beispiele. Wichtig ist die konsequente Vermeidung von Wärmebrücken.
Bei einem Gutteil des Gebäudebestandes macht es durchaus Sinn, bei einer ohnehin anstehenden Sanierung diese gleich konsequent thermisch bestmöglich zu sanieren. Gerade die große Zahl von Nachkriegsbauten bietet dabei in der Regel ideale Voraussetzungen, um in diesem Zuge das Gebäude gleich auf Passivhaus-Standard zu verbessern. Besonders Augenmerk muss der Realisierung der luftdichten Ausführung und die Reduzierung vorhandener Wärmebrücken geschenkt werden. In Österreich wurden die ersten Altbausanierungen auf Passivhaus-Standard für Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser und Schulen bereits 2005 sehr erfolgreich fertiggestellt. Dabei wurden zwischen 70 und 95 Prozent Energie eingespart. Die Europäische Energieeffizienz Richtlinie 2012 fordert beispielsweise alle EU-Staaten auf jährlich 3 Prozent ihrer öffentlichen Bauten als „Deep Renovation“ zu sanieren, was einer Reduktion des Energieverbrauches um mindestens 75 Prozent gleichkommt. Bis 2012 wurden in Europa bereits über 150 solcher „Deep Renovation“ öffentlicher Bauten realisiert, viele davon in Österreich und direkt auf Passivhaus-Standard. Am kostengünstigsten ist die Sanierung im Zuge mit anderen Modernisierungsmaßnahmen, wie z.B. der Fassaden- und Heizungserneuerung. Nicht jede Modernisierung muss ein Passivhaus zum Ziel haben: Aber selbst bei Gründerzeitbauten und denkmal geschützten Bauten lassen sich mit Passivhaus-Komponenten gut 50 bis 80 % Energie einsparen.
Das Passivhaus Institut hat deshalb neben der Passivhaus-Zertifizierung auch eine Zertifizierung entwickelt für die Anwendung von Passivhaus-Komponenten bei der Modernisierung: EnerPHit.
Das Passivhaus stellt einen Baustandard dar, der sich mit allen üblichen Baumaterialien und den üblichen Herstellungsmethoden umsetzen lässt. So gibt es Projekte in Massivbauweise, mit Betonschalungssteinen, als Mischbauweise oder in Holzbauweise.