Der Heizwärmebedarf (HWB), auch Energiekennzahl (EKZ) genannt, darf 15 kWh/(m²a) berechnet nach PHPP (Passivhaus Projektierungspaket) nicht überschreiten. Dies entspricht in etwa 5 bis 7 kWh/(m²a) berechnet nach der nationalen Berechnungsmethode OIB (Österreichisches Institut für Bautechnik – Richtlinie 6 | inkl. Berücksichtigung der Komfortlüftungsanlage mit WRG), kann aber bei ungünstigen Rahmenbedingungen auch einen niedrigeren HWB nach OIB erfordern. Das PHPP ist wissenschaftlich validiert und liefert im Rahmen der statistischen Streuung zuverlässige Ergebnisse für den Jahresheizwärmebedarf.
Alternativ zum maximalen Jahresheizwärmebedarf von 15 kWh/(m²a) kann das Gebäude auch auf eine Heizlast von 10 W/m² optimiert werden. Wird dieser Wert erreicht, kann eine Beheizung über die Komfortlüftung erfolgen. Hierdurch kann ein weiteres Wärmeverteilsystem entfallen, Kosten werden eingespart. Das Passivhaus Institut empfiehlt diese Methode der Wärmeverteilung als besonders wirtschaftlich. Jedoch sind auch alle anderen Heizsysteme im Passivhaus möglich – zu geringeren Kosten als in anderen Gebäuden, da die Wärmeverteilsysteme aufgrund des geringen Energiebedarfes in Passivhäusern kleiner dimensioniert werden können.
Über den Jahresheizwärmebedarf und die Heizlast ist die hohe thermische Qualität des Passivhauses definiert. Auf dem geringen Bedarfs Niveau des Passivhauses ist die Heizung jedoch nicht mehr dominant, was bedeutet, dass der größte Teil des Energiebedarfes des gesamten Hauses nicht erfasst ist. Es fehlt eine Bewertung der Energieeffizienz der Heiz- und Gebäudetechnik, des Warmwassers und des Haushaltsstromes. Um hier eine auch in die Zukunft gerichtete Aussage treffen zu können, bewertet das Passivhaus Institut den Gesamtenergiebedarf von Gebäuden anhand eines künftigen Versorgungsszenarios, welches die Energiewende vorweg nimmt und in dem nur erneuerbare Energien, Biomasse, ein kleiner Anteil Wasserkraft, vorwiegend aber Solarenergie und Wind zur Verfügung steht.
Das Szenario enthält Energieerzeuger (z.B. Photovoltaik- und Windkraftanlagen) sowie 2 Speichertypen (Langzeit- und Kurzzeitspeicher), die das ungleichmäßige Angebot von Wind und Sonne ausgleichen. Ein Effizienzfaktor, der PER-Faktor beschreibt die Energieverluste, welche im System auf dem Weg vom Energieerzeuger zum Verbraucher stattfinden. Wird Energie zeitgleich zur Erzeuguung verbraucht, ist der PER-Faktor nahe 1, es entstehen kaum Verluste. Wird die Energie z.B. im Sommer erzeugt, aber im Winter für die Heizung verbraucht, entstehen durch die Speicherung hohe Umwandlungsverluste. Es resultiert ein hoher PER-Faktor.
Dabei zeigt sich, dass Energieanwendungen mit gleichmäßigem Lastprofil, wie Haushaltsstrom und Warmwasser sehr günstige PER-Faktoren bekommen, die Heizung aber, die nur im Kernwinter benötigt wird, auf hohe PER-Faktoren kommt, weil ein hoher Anteil der Energie aus den leider recht ineffizienten Langzeitspeichern bereit gestellt werden muss. Darum ist es besonders wichtig, den Heizenergiebedarf zu minimieren, wie dies im Passivhaus geschieht.
Die Gebäudehülle ist mit einer hohen Luft- und Winddichtheit auszuführen. Die Einhaltung dieses Kriteriums wird mittels Gebäudedrucktest (auch Blower Door Test genannt) überprüft und darf einen n50 -Wert von 0,6 h-1 nicht übersteigen. Bei diesem Test wird im Gebäude ein Über- und Unterdruck erzeugt. Dabei strömt Luft durch undichte Stellen. Dabei bedeuten die „n50 max. 0,6 h-1“, dass der Test bestanden ist, wenn bei einer Druckdifferenz von 50 Pascal zwischen Innenraum und Außenluft nicht mehr als 60% des GebäudeNettovolumens in einer Stunde ausgetauscht wird. Während des Tests werden auch Schwachstellen in der Luftdichtheitsebene des Gebäudes deutlich, die noch beseitigt werden können. So erhält der Luftdichtheitstest einen weiteren Mehrwert.
Um diese Gesamtziele zu erreichen, gibt es spezifische Richtwerte die einzelne Bauteile oder Komponenten erfüllen müssen. Zu solchen Richtwerten zählen:
Allerdings genügt es nicht bloß einzelne Komponenten zu kombinieren. Essentiell ist das Funktionieren des Gesamtkonzeptes. Nur auf diese Weise können die Eigenheiten des Standortes und des Gebäudes angemessen berücksichtigt, und eine optimale, kostengünstige Lösung gefunden werden.
Um sicher zu gehen, dass die einzelnen Komponenten auch tatsächlich für das Passivhaus geeignet sind, kann auf Produkte zurück gegriffen werden, die durch das Passivhaus Institut als „Zertifizierte Passivhaus Komponente“ ausgezeichnet wurden. Auf diese Weise beitet das Passivhaus Institut eine unabhängige Überpüfung der thermischen Kennwerte zertifizierter Produkte. Die Verwendung solcher Komponenten ist auch als Hilfestellung für den Planer gedacht. Alle benötigten Werte sind vorhanden und validiert, der entsprechende Datensatz ist im PHPP hinterlegt. Die Komponentendatenbank des Passivhaus Institutes enthält stets aktuell alle zertifizierten Produkte.
Südorientierte Passivhäuser sind zugleich Solarhäuser. Nach Ausschöpfung der Effizienzpotentiale deckt die passive Nutzung der Sonneneinstrahlung, die durch die für eine ausreichende Belichtung ausgelegten Fenster hereinkommt, einen hohen Teil der verbleibenden Wärmeverluste. Dafür werden Passivhaus-Fenster eingesetzt. Diese lassen, auch im Winter, mehr Sonnenwärme durch die Fenster herein, als durch sie verloren geht. Vorteilhaft ist eine Südorientierung der Hauptbelichtungsflächen und Verschattungsfreiheit. Allerdings ist die Südorientierung keine Voraussetzung um den Passivhaus-Standard erreichen zu können. Um im Sommer Überhitzungen zu vermeiden, sind z.B. große Dachüberstände oder bewegliche Verschattungen ratsam.
Passivhäuser werden über eine Komfortlüftung ständig mit frischer Luft versorgt. Dies geschieht genau in der Menge, die für eine gute Raumluftqualität erforderlich ist. Pro Person werden ca. 30 m³ Frischluft pro Stunde benötigt. Mittels eines sehr effizienten Wärmetauschers wird die Wärme aus der Abluft auf die einströmende Frischluft übertragen. Dabei werden die Luftströme nicht vermischt. An besonders kalten Tagen wird bei Bedarf die Zuluft noch nacherwärmt. Eine zusätzliche Vorerwärmung der Frischluft über einen Erdreich- oder Sole- Wärmetauscher ist möglich und senkt den Nachheizbedarf noch weiter. Neben der Frischluft Versorgung transportiert die Lüftungsanlage zuverlässig Schadstoffe und Feuchtigkeit ab. Simmelproblem gehören damit der Vergangenheit an.
Durch die Ausstattung mit effizienten Haushaltsgeräten, Energie sparender Beleuchtung und Anlagentechnik kann der Strombedarf in Passivhäuser ohne Komforteinschränkungen um mehr als 50% gegenüber dem Durchschnitt im Bestand reduziert werden. Die gesamte Haustechnik ist höchst effizient auszuführen. So läuft z.B. die Lüftungsanlage mit besonders effizienten Gleichstrommotoren. Effiziente Haushalts- und Bürogeräte sind oft nicht teurer als durchschnittliche Geräte. Sie rechnen sich in der Regel durch die Stromkosteneinsparungen.
Der geringe Restenergiebedarf kann im Passivhaus idealerweise zu 100% durch erneuerbare Energieträger abgedeckt werden. Um dem Ziel einer nachhaltigen Energieversorgung näher zu kommen, sollten Dach- und Fassadenflächen, wenn nicht anders genutzt werden und dem keine wichtigen Gründe entgegen stehen zur Energieerzeugung genutzt werden. Eine kostenoptimierte thermische Solaranlage kann etwa 40-60% des Warmwasserbedarfes eines Passivhauses decken. Dazu sind meist 2-3 m² Kollektorfläche je Person ausreichend. Die verbleibende Fläche kann mit Photovolataik Modulen belegt werden. Der Passivhaus-Standard ist die Grundlage für die Realisierung von kosteneffizienten Null- oder auch Plusenergiehäusern.