Was ist ein Passivhaus
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Was ist ein Pas­siv­haus?

 

Der Pas­siv­haus-Stan­dard gilt welt­weit als füh­ren­des Kon­zept für ener­gie­spa­ren­des Bau­en und ver­eint

  • ma­xi­ma­le Ener­gie­ef­fi­zi­enz,
  • Kom­fort,
  • Wirt­schaft­lich­keit
  • und Um­welt­freund­lich­keit.

„Pas­siv­haus“ ist kein Mar­ken­na­me, son­dern ein be­währ­ter Ge­bäu­de­stan­dard, der für al­le of­fen­steht und den Hei­z­ener­gie­be­darf na­he­zu auf null re­du­ziert.

 

Be­gon­nen in den 1990er Jah­ren in Mit­tel­eu­ro­pa, ist das Pas­siv­haus-Kon­zept heu­te ein welt­wei­ter Stan­dard für hoch ener­gie­ef­fi­zi­en­te und nach­hal­ti­ge Ge­bäu­de. Pas­siv­häu­ser ver­brau­chen bis zu 90 % we­ni­ger Heiz­wär­me als Be­stands­ge­bäu­de und bie­ten selbst ge­gen­über durch­schnitt­li­chen Neu­bau­ten Ener­gie­ein­spa­run­gen von über 75 %. Der Hei­z­ener­gie­ver­brauch liegt bei nur rund 1,5 l Heiz­öl pro Qua­drat­me­ter und Jahr – ein er­heb­li­cher Vor­teil, der auch in Kri­sen­zei­ten be­zahl­ba­res Hei­zen er­mög­licht.

Ein EU-Be­schluss von 2008 for­dert den Pas­siv­haus­stan­dard ab 2011 für al­le Mit­glied­staa­ten. Seit 2020 müs­sen al­le Neu­bau­ten als 'ne­ar­ly ze­ro ener­gy buil­dings' (NZEB, Na­he-Null-Ener­gie­häu­ser) er­rich­tet wer­den und na­he­zu aus­schließ­lich er­neu­er­ba­re Ener­gi­en nut­zen. Das Pas­siv­haus bie­tet da­für die idea­le Grund­la­ge – es ist nicht nur spar­sam, son­dern auch be­hag­lich und kos­ten­güns­tig um­setz­bar. Die Viel­zahl be­reits ver­füg­ba­rer Pas­siv­haus-Kom­po­nen­ten er­mög­licht ei­ne öko­no­misch leist­ba­re Um­set­zung.

Qualitätskriterien

Ein Wohn­ge­bäu­de ist ein Pas­siv­haus, wenn es fol­gen­de drei An­for­de­run­gen er­füllt:

1. Ein be­hag­li­ches In­nen­kli­ma ist oh­ne se­pa­ra­tes Heiz­sys­tem und oh­ne Kli­ma­an­la­ge er­reich­bar: Da­zu darf der Jah­res­heiz­wär­me­be­darf nach Pas­siv­haus Pro­jek­tie­rungs-Pa­ket (PHPP) max. 15 kWh/(m²a) sein.

 

2. Die Be­hag­lich­keits­kri­te­ri­en müs­sen in je­dem Wohn­raum im Win­ter wie im Som­mer er­füllt sein. Dar­aus er­ge­ben sich i.d.R. fol­gen­de An­for­de­run­gen:

  • U-Wer­te opa­ker Au­ßen­bau­tei­le müs­sen un­ter 0,15 W/(m²K) lie­gen.
  • U-Wer­te von Fens­tern und an­de­ren trans­lu­zen­ten Bau­tei­len müs­sen un­ter 0,8 W/(m²K) lie­gen.
  • Trans­lu­zen­te Flä­chen in West- oder Ost­ori­en­tie­rung (±50°) so­wie trans­lu­zen­te Flä­chen mit Nei­gun­gen un­ter 75° ge­gen die Ho­ri­zon­ta­le dür­fen 15% der da­hin­ter­lie­gen­den Nutz­flä­chen nicht über­schrei­ten oder sie müs­sen einen tem­po­rä­ren Son­nen­schutz mit ei­nem Min­de­rungs­fak­tor von min­des­tens 75% auf­wei­sen. Für süd­ori­en­tier­te Fens­ter liegt die Gren­ze erst bei 25% der da­hin­ter­lie­gen­den Nutz­flä­chen.
  • Die Zu­luft­tem­pe­ra­tu­ren am Luft­aus­lass im Raum dür­fen 17° nicht un­ter­schrei­ten. Ei­ne gleich­mä­ßi­ge Durch­strö­mung al­ler Räu­me und in al­len Räu­men muss ge­währ­leis­tet sein (Lüf­tungs­ef­fi­zi­enz). Die Lüf­tung muss in ers­ter Li­nie auf Luf­t­hy­gie­ne aus­ge­legt sein (DIN 1946). Die Schall­be­las­tung durch die Lüf­tungs­an­la­ge muss sehr ge­ring sein (< 25 dBa).
  • Die Häu­ser müs­sen in je­dem Wohn­raum min­des­tens ei­ne öf­fen­ba­re Au­ßen­luft­öff­nung auf­wei­sen, ei­ne Durch­strö­mung der Woh­nung mit Au­ßen­luft muss mög­lich sein (freie Som­mer­küh­lung).
     

3. Der spe­zi­fi­sche Pri­mär­ener­gie­be­darf für al­le Haus­halts­an­wen­dun­gen (Hei­zung, Warm­was­ser­be­rei­tung und Haus­haltss­trom) zu­sam­men darf nicht hö­her sein als 60 kWh/(m²a). Die Be­rech­nung er­folgt nach PHPP.

 

5 Prinzipien des Passivhauses
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Wär­me­däm­mumg

Al­le opa­ken Bau­tei­le der Au­ßen­hül­le des Hau­ses sind so gut ge­dämmt, dass sie einen Wär­me­durch­gangs­ko­ef­fi­zi­en­ten (U-Wert) von max. 0,15 W/(m²K) ha­ben, d.h. pro Grad Tem­pe­ra­tur­un­ter­schied und Qua­drat­me­ter Au­ßen­flä­che ge­hen höchs­tens 0,15 Watt ver­lo­ren.

 

 

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Pas­siv­haus-Fens­ter

Die Fens­ter (Ver­gla­sung ein­schließ­lich der Fens­ter­rah­men) sol­len einen U-Wert von 0,80 W/(m²K) nicht über­schrei­ten, bei g-Wer­ten um 50% (g-Wert = Ge­sam­t­ener­gie­durch­lass­grad, An­teil der für den Raum ver­füg­ba­ren So­la­r­ener­gie).

 

 

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Wär­me­brücken­frei­heit

Al­le Kan­ten, Ecken, An­schlüs­se und Durch­drin­gun­gen müs­sen be­son­ders sorg­fäl­tig ge­plant und aus­ge­führt wer­den, um Wär­me­brücken zu ver­mei­den. Wär­me­brücken, die nicht ver­mie­den wer­den kön­nen, müs­sen so­weit wie mög­lich mi­ni­miert wer­den.

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Luft­dicht­heit des Ge­bäu­des

Die Lecka­ge durch un­kon­trol­lier­te Fu­gen muß beim Test mit Un­ter-/ Über­druck von 50 Pas­cal klei­ner als 0,6 Haus­vo­lu­men pro Stun­de sein.

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Lüf­tungs­wär­me­rück­ge­win­nung

Die Kom­fort­lüf­tung mit der hoch­wirk­sa­men Wär­me­rück­ge­win­nung be­wirkt in ers­ter Li­nie ei­ne gu­te Raum­luft­qua­li­tät - in zwei­ter Li­nie dient sie der Ener­gie­ein­spa­rung. Im Pas­siv­haus wer­den min­des­tens 75% der Wär­me aus der Ab­luft über einen Wär­me­über­tra­ger der Fri­schluft wie­der zu­ge­führt.

 

 

Wohlfühlen

Ob Bü­ro, Schu­le oder Su­per­markt – das Pas­siv­haus sorgt für dau­er­haft gu­te Luft­qua­li­tät und op­ti­ma­len Kom­fort, stei­gert die Kon­zen­tra­ti­on, senkt Krank­heits­stän­de und re­du­ziert lau­fen­de Kos­ten – so­wohl im Neu­bau als auch bei Sa­nie­run­gen. Die ener­gie­ef­fi­zi­en­te Kom­fort­lüf­tung sorgt für op­ti­ma­len Luft­wech­sel und an­ge­neh­me Tem­pe­ra­tu­ren zu je­der Jah­res­zeit. So­mit blei­ben Pas­siv­häu­ser auch im Som­mer oh­ne Kli­ma­an­la­ge an­ge­nehm kühl, vor­aus­ge­setzt es wur­de auch der not­wen­di­ge Son­nen­schutz funk­ti­ons­tüch­tig um­ge­setzt. Be­währt hat sich ge­ra­de in Bü­ro­bau­ten ei­ne Be­ton­ker­n­ak­ti­vie­rung, wel­che un­ter mi­ni­ma­len Ener­gie­be­darf für ei­ne Grund­tem­pe­rie­rung sorgt. Mit ener­gie­ef­fi­zi­en­ten Ge­rä­ten, Pho­to­vol­taik auf Dä­chern und in­tel­li­gen­ter Ta­ges­licht­steue­rung spart das Pas­siv­haus nicht nur Ener­gie, son­dern nutzt sie op­ti­mal. Hel­le, re­flek­tie­ren­de Ober­flä­chen las­sen das Licht wei­ter in den Raum hin­ein.

Komfortlüftung

Kom­fort­lüf­tung bie­tet hoch­wer­ti­ge Qua­li­tät

Die kon­trol­lier­te Woh­nungs­lüf­tung mit Wär­me­rück­ge­win­nung aus der Ab­luft nimmt beim Pas­siv­haus ei­ne Schlüs­sel­funk­ti­on ein. Sie sorgt für hy­gie­nisch ein­wand­freie Luft (oh­ne Staub und Pol­len) und trans­por­tiert Feuch­tig­keit und Ge­rü­che dort ab, wo sie ent­ste­hen. Woll­te man dies durch Fens­ter­lüf­tung er­rei­chen, wä­ren die ent­ste­hen­den Wär­me­ver­lus­te grö­ßer als der ge­sam­te üb­ri­ge Wär­me­be­darf.

Die kon­trol­lier­te Woh­nungs­lüf­tung ist da­her für ein Pas­siv­haus un­ver­zicht­bar. Sie re­du­ziert die Lüf­tungs­wär­me­ver­lus­te er­heb­lich, in­dem die in der Ab­luft ent­hal­te­ne Wär­me in ei­nem (pas­si­ven) Wär­me­über­tra­ger an die kal­te Fri­schluft über­tra­gen wird. Je nach Ef­fi­zi­enz die­ses Über­tra­gers ist es mög­lich, dass die kal­te Au­ßen­luft über 90 Pro­zent der Wär­me aus der Ab­luft über­neh­men kann und da­durch ei­ne Tem­pe­ra­tur na­he der Raum­tem­pe­ra­tur er­reicht.

Qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge An­la­gen stel­len si­cher, dass Ab­luft und Zu­luft im Ge­rät klar ge­trennt sind, so­dass sich Fri­schluft und Ab­luft nicht ver­mi­schen kön­nen.

Sol­che hoch­wer­ti­gen Lüf­tungs­an­la­gen ver­brau­chen viel we­ni­ger Pri­mär­ener­gie, als sie an Wär­me­ver­lus­ten ein­spa­ren. Da­zu muss die An­la­ge sorg­fäl­tig ge­plant und aus­ge­legt wer­den. Der (nicht spür­ba­re) Luft­strom tritt in Wohn-, Schlaf- und Kin­der­zim­mer in das Haus ein und ver­lässt es durch Kü­che, Bad und WC. Die­se bei­den Raum­grup­pen sind durch so­ge­nann­te Über­ström­zo­nen (z.B. Flur) mit­ein­an­der ver­bun­den. Auf die­se Wei­se wird die Fri­schluft in der Woh­nung ef­fi­zi­ent ge­nutzt.

 

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Rei­ne Luft, an­ge­neh­mes Kli­ma und flüs­ter­lei­se

Da­mit ge­schlos­se­ne Tü­ren den Luft­strom nicht be­hin­dern, gibt es ge­eig­ne­te Über­ström­öff­nun­gen, z.B. ver­blen­de­te, schall­tech­nisch op­ti­mier­te Spal­ten über der Türz­ar­ge. Ei­ne hoch­wer­ti­ge Pas­siv­haus-Lüf­tungs­an­la­ge ist flüs­ter­lei­se: In Pas­siv­häu­sern hat sich ein Schall­pe­gel von 25 dB(A) als obe­rer Grenz­wert be­währt. Um dies zu ge­währ­leis­ten, sind in den Zu- und Ab­luft­kanä­len Schall­dämp­fer ein­ge­baut, auch die Schall­über­tra­gung zwi­schen den Räu­men wird ver­hin­dert.

Ein­fa­che Be­die­nung und War­tung

Die Be­die­nung und War­tung ei­ner Kom­fort­lüf­tungs­an­la­ge mit Wär­me­rück­ge­win­nung ist sehr ein­fach. Aus hy­gie­ni­schen Grün­den (Ver­mei­dung von Ver­schmut­zung) wird die An­la­ge mit hoch­wer­ti­gen Fil­tern in der Fri­schluft­an­sau­gung und Grob­fil­tern in den Ab­luft­ven­ti­len aus­ge­stat­tet, die re­gel­mä­ßig er­neu­ert wer­den (ein- bis vier­mal pro Jahr je nach Typ, Grö­ße und Au­ßen­luft­qua­li­tät). Zu Pla­nung, Ein­bau und In­for­ma­ti­on ste­hen Ih­nen Fach­leu­te und Fach­be­trie­be zur Ver­fü­gung. Ei­ne Nut­ze­rin­for­ma­ti­on kön­nen Sie auch kos­ten­los von der Ho­me­pa­ge des Pas­siv­haus In­sti­tuts her­un­ter­la­den (www.pas­siv.de).

Va­ria­ble Mi­ni­hei­zung

Auch ein Pas­siv­haus kommt nicht ganz oh­ne Heiz­wär­me aus. Al­ler­dings ist der Heiz­wär­me­be­darf so ge­ring, dass die Lüf­tung gleich­zei­tig auch für die Wär­me­ver­tei­lung ge­nutzt wer­den kann: Ein Heiz­re­gis­ter er­wärmt die den Räu­men zu­ge­führ­te Fri­schluft. Bes­tens be­währt ha­ben sich Wär­me­pum­pen-Kom­pakt­ge­rä­te, die al­le Haus­tech­nik­funk­tio­nen (Lüf­tung mit Wär­me­rück­ge­win­nung, Hei­zung, Warm­was­ser­be­rei­tung und -spei­che­rung) in ei­nem Ge­rät kom­bi­nie­ren. Die­se Platz­spa­rer sind in­dus­tri­ell vor­ge­fer­tigt und op­ti­miert und er­mög­li­chen ei­ne sehr ein­fa­che Mon­ta­ge.

Aber auch an­de­re Lö­sun­gen sind mög­lich – das Pas­siv­haus ist fle­xi­bel. Selbst­ver­ständ­lich kann auch mit Gas, Öl, Fern­wär­me oder Holz ge­heizt und Warm­was­ser be­rei­tet wer­den. Die ak­ti­ve Nut­zung der So­la­r­ener­gie mit Son­nen­kol­lek­to­ren zur Brauch­was­ser­be­rei­tung ist ge­ra­de im Pas­siv­haus ei­ne in­ter­essan­te Op­ti­on zur wei­te­ren Ver­rin­ge­rung des Ener­gie­ver­brauchs.

 

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Fri­sche Luft strömt in die Wohn­räu­me. Die Flu­re wer­den au­to­ma­tisch mit­be­lüf­tet. Nach DIN 1946 geht die Pla­nung von 30 m³/h Fri­schluft je Per­son aus. Bei 30 m² Wohn­flä­che pro Per­son er­gibt sich ei­ne Zu­luft­men­ge von et­wa 1 m³/(m²h). Da im Pas­siv­haus die Ma­xi­mal­tem­pe­ra­tur am Nach­heiz­re­gis­ter auf un­ter 50 °C be­grenzt wird, er­gibt sich ei­ne ma­xi­ma­le Heiz­last von 10 W/m². So viel Wär­me kann be­quem über die Zu­luft zu­ge­führt wer­den.

 

Wei­ter­füh­ren­de In­for­ma­tio­nen bie­tet die kli­maak­tiv Bro­schü­re zur Kom­fort­lüf­tung.

Wirtschaftlichkeit

Das Pas­siv­haus ist der bes­te Weg für dau­er­haft leist­ba­res Woh­nen

Ener­gie­ef­fi­zi­enz ist die güns­tigs­te Ener­gie­form und das Pas­siv­haus ist im Ge­bäu­de­be­reich der op­ti­mier­te Baus­tan­dard an Ener­gie­ef­fi­zi­enz. Mehr als Fünf­zig­tau­send Pas­siv­häu­ser welt­weit stel­len mitt­ler­wei­le ein­drucks­voll un­ter Be­weis, das leist­ba­res Woh­nen, mi­ni­ma­ler Ener­gie­ver­brauch und höchs­ter Wohn­kom­fort kein Wi­der­spruch sein müs­sen.

Das kos­ten­güns­ti­ge Pas­siv­haus – Er­geb­nis­se des Ar­beits­krei­ses

Der Er­folg des Pas­siv­haus­stan­dards liegt nicht zu­letzt an des­sen Wirt­schaft­lich­keit ge­gen­über al­len an­de­ren Ge­bäu­de­stan­dards. Das Pas­siv­haus In­sti­tut Darm­stadt lei­tet seit Jah­ren da­zu den Ar­beits­kreis "Das kos­ten­güns­ti­ge Pas­siv­haus" bei dem Ex­per­ten aus al­len Wirt­schafts­be­rei­chen die­sen zu­kunfts­wei­sen­den Baus­tan­dard auch aus öko­no­mi­scher Sicht auf Herz und Nie­ren über­prü­fen.

Pas­siv­häu­ser zeich­nen sich durch ho­hen Kom­fort und be­son­ders nied­ri­gen Ener­gie­ver­brauch aus. Ent­spre­chen­de Er­fah­rung und gu­te Qua­li­täts­si­che­rung vor­aus­ge­setzt, sind sie schon heu­te oft nicht viel teu­rer in der In­ves­ti­ti­on als an­de­re Neu­bau­ten. Ob sich der Mehr­auf­wand bei ei­nem Bau-Pro­jekt „aus­zahlt“, hängt von den Rand­be­din­gun­gen ab – und beim Nach­weis kommt es dar­auf an, dass ei­ne pro­ble­mad­äqua­te Me­tho­de ge­wählt wird, so­wie dass al­le Fak­to­ren an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt wer­den. Der Pro­to­koll­band 42 des Ar­beits­krei­ses kos­ten­güns­ti­ge Pas­siv­häu­ser gibt einen Über­blick dar­über, wie Kos­ten und Ein­spa­run­gen bei Maß­nah­men für mehr Ener­gie­ef­fi­zi­enz rea­lis­tisch zu be­wer­ten sind. Das Er­geb­nis ist ein­deu­tig: So­fern ei­ni­ge Grund­re­geln ein­ge­hal­ten wer­den, bleibt un­ter dem Strich fast im­mer ein Plus.

„Wenn die neue ver­gol­de­te Dach­rin­ne den Ener­gie­spa­rin­ves­ti­tio­nen zu­ge­ord­net wird, dann geht die Rech­nung na­tür­lich nicht auf“, sagt Prof. Dr. Wolf­gang Feist, Lei­ter des Pas­siv­haus In­sti­tuts. Auch müss­ten die für den Bau oder den Er­halt ei­nes Ge­bäu­des „oh­ne­hin“ not­wen­di­gen Kos­ten aus der Glei­chung her­aus­ge­hal­ten wer­den – et­wa der neue Au­ßen­putz oder das für ei­ne Sa­nie­rung auf­zu­stel­len­de Ge­rüst. Beim Ver­gleich ener­ge­tisch hoch­wer­ti­ger Bau­kom­po­nen­ten mit her­kömm­li­chen Pro­duk­ten sei zu­dem nicht die Amor­ti­sa­ti­ons­zeit maß­geb­lich, son­dern die Ana­ly­se der Le­bens­zy­klus­kos­ten.

Nach ei­ner Ein­füh­rung zur öko­no­mi­schen Be­wer­tung von Ener­gie­ef­fi­zi­enz­maß­nah­men wer­den im Pro­to­koll­band Nr. 42 Me­tho­den der In­ves­ti­ti­ons­rech­nung, Ziel­grö­ßen und An­wen­dungs­be­rei­che vor­ge­stellt. Am Bei­spiel rea­li­sier­ter Pas­siv­häu­ser wird dann ge­zeigt, dass ins­ge­samt mit den glei­chen und so­gar ge­rin­ge­ren Le­bens­zy­klus­kos­ten die­ser ho­he Stan­dard er­reicht wer­den kann. Oli­ver Kah vom Pas­siv­haus In­sti­tut geht im De­tail auf die wirt­schaft­li­che Be­ur­tei­lung ener­gie­re­le­van­ter Bau­tei­le ein. Dr. Rai­ner Pflu­ger von der Uni­ver­si­tät Inns­bruck be­schreibt die Ein­spar­po­ten­zia­le im Be­reich von Kom­fort­lüf­tun­gen mit Wär­me­rück­ge­win­nung. Grund­le­gen­de Ein­fluss­grö­ßen bei der Be­wer­tung und Op­ti­mie­rung von Ener­gie­ef­fi­zi­enz­maß­nah­men an Ge­bäu­den – wie Ren­di­te, Ri­si­ko und Ge­winn – wer­den in ei­nem Fach­bei­trag von Dr. Wit­ta Ebel vom Pas­siv­haus In­sti­tut über­sicht­lich dar­ge­stellt. An­ne Hu­se von „pro­Kli­ma – Der ener­ci­ty Fonds“ er­läu­tert am Bei­spiel der Re­gi­on Han­no­ver den volks­wirt­schaft­li­chen Nut­zen ent­spre­chen­der För­der­maß­nah­men.

Be­reits bei heu­ti­gen Markt­be­din­gun­gen ren­ta­bel

Im Er­geb­nis zeigt sich un­ter an­de­rem die Be­deu­tung des Prin­zips: „Wenn schon, denn schon“. Nicht et­wa die „Ener­gie­schleu­dern“, son­dern die be­reits sub­op­ti­mal ge­dämm­ten Ge­bäu­de sei­en es, die sich spä­ter nicht mehr wirt­schaft­lich sa­nie­ren lie­ßen, schreibt Feist. Wenn al­ler­dings im­mer dann, wenn ei­ne Bau-Maß­nah­me oh­ne­hin an­ste­he, je­der ein­zel­ne Schritt auf Pas­siv­haus-Ni­veau aus­ge­führt wer­de, dann sei die Meh­rin­ves­ti­ti­on be­reits un­ter den heu­ti­gen Markt­be­din­gun­gen ren­ta­bel – noch nicht ein­mal stei­gen­de Ener­gie­prei­se un­ter­stellt. Noch hin­zu kommt der fi­nan­zi­ell schwer fass­ba­re Zu­satz­nut­zen ei­ner bes­se­ren Wohn­ge­sund­heit so­wie der des er­reich­ten Um­welt­schut­zes.

Schritt für Schritt zum Pas­siv­haus

 

Bebauungsplan
Vorplanung
Genehmigung
Lüftung
Haustechnik
Baukörper
Lüftung
Bauleitung
Übrige Haustechnik & Zertifikat
  • An­schluß ÖP­NV
  • Süd­ori­en­tie­rung der Haupt­fas­sa­den (± 30°) und große Süd-Fens­ter­flä­chen
  • Ver­schat­tungs­frei­heit für pas­si­ve So­la­r­ener­gie­nut­zung
  • Be­schat­tungs­freie Be­pflan­zung
  • Kom­pak­te Bau­for­men mög­lich?
  • Ge­reih­te Ge­bäu­de vor­teil­haft
  • Kom­pak­te Bau­kör­per; An­bau­mög­lich­kei­ten nut­zen
  • Ver­gla­sungs­flä­chen nach Sü­den sind op­ti­mal, Ost/West/Nord­fens­ter klein hal­ten.

  • Ver­schat­tungs­frei­heit (kei­ne bzw. sehr we­nig Schat­ten im Win­ter durch Brüs­tun­gen, Vor­bau­ten, Bal­ko­ne, Dach­über­stän­de, Trenn­wän­de,...)Ein­fa­che Hüll­flä­chen­struk­tur (mög­lichst oh­ne Gau­ben, Ver­satz,...)

  • Grund­riß: In­stal­la­ti­ons­zo­ne kon­zen­trie­ren (z.B. Bä­der über oder ne­ben Kü­che)

  • Not­wen­di­ge Lüf­tungs­kanä­le be­rück­sich­ti­gen

  • Ab­tren­nung evtl. vor­han­de­nes Kel­ler­ge­schoß: luft­dicht, wär­me­brücken­frei

  • * PHVP (Pas­siv­haus Vor­pro­jek­tie­rung) ein­set­zen

  • * de­si­gnPH - Ent­wurf am rea­li­täts­na­hen 3D-Mo­dell prü­fen

  • För­der­mit­tel für PH z.B. der Kre­dit­an­stalt für Wie­der­auf­bau (KfW) prü­fen und be­an­tra­gen

  • Dämm­di­cken der Hül­le ein­pla­nen
  • Wär­me­brücken ver­mei­den
  • Raum­be­darf für Haus­tech­nik ein­pla­nen
  • Grund­riß: kur­ze Lei­tungs­füh­run­gen (Warm­was­ser, Kalt­was­ser, Ab­was­ser) und kur­ze Lüf­tungs­kanä­le.
  • Kalt­luft­kanä­le au­ßer­halb der Hül­le; war­me Lei­tun­gen in­ner­halb der Hül­le.
  • Ka­nal­netz: kal­te Luft­kanä­le nicht in­ner­halb der Hül­le; wenn, dann nur sehr kurz und hoch wär­me­ge­dämmt. War­me Luft­kanä­le nicht au­ßer­halb der Hül­le; wenn, dann nur sehr kurz und ex­trem gut wär­me­ge­dämmt.
  • Kur­ze Kanä­le; glatt­wan­dig; Strö­mungs­ge­schwin­dig­kei­ten < 3 m/s
  • Meß- und Ab­gleich­vor­rich­tun­gen ein­pla­nen; Schall­schutz; Brand­schutz­Luft­aus­läs­se: Kurz­schluß­luft­strö­me ver­mei­den; Wurf­wei­te; Ab­gleich­mög­lich­keit
  • Ab­luft­durch­läs­se: nicht über Heiz­kör­pern (falls vor­han­den)
  • Über­ström­öff­nun­gen auf Dp 1 Pa di­men­sio­nie­ren
  • Lüf­tung: Zen­tral­ge­rät
    • Wär­me­tau­scher na­he der ther­mi­schen Hül­le auf­stel­len;
    • gu­te Auf­stel­lungs­mög­lich­kei­ten sind in der Hül­le oder im Un­ter­ge­schoß.
    • Nach­heiz­re­gis­ter in der war­men Hül­le.
    • Evtl. Zu­satz­däm­mung von Zen­tral­ge­rät und Nach­heiz­re­gis­ter.
    • Rück­wärm­zahl 75%; luft­dicht (Um­luft < 3%); Stro­mef­fi­zi­enz (< 0,4 Wh/m3)
    • Re­gel­bar­keit; Schall­däm­mung; gu­te Wär­me­däm­mung Ge­häu­se.
  • Re­ge­lung der Lüf­tung: Nut­zer­ge­steu­ert "schwach","nor­mal","stark"; Evtl. zu­sätz­li­che Be­darfs­schal­ter in der Kü­che und in Bä­dern und Toi­let­ten
  • Dun­st­ab­zugs­hau­ben: ho­her Auf­fang­grad bei klei­nem Vo­lu­men­strom; Fett­fil­ter
  • Erd­reich­wär­me­tau­scher op­tio­nal
  • Luft­dicht­heit; Ab­stän­de kal­ter Lei­tungs­tei­le vom Haus; By­pass (Som­mer)
  • Sa­ni­tär, Warm­was­ser: kur­ze Lei­tun­gen, gut ge­dämmt in­ner­halb der Hül­le
  • Sa­ni­tär, Kalt­was­ser: kur­ze Lei­tun­gen, nor­mal schwitz­was­ser-ge­dämmt
  • Warm­was­ser- und Hei­zungs­ar­ma­tu­ren däm­men
  • Was­ser­spa­r­ar­ma­tu­ren; Warm­was­ser­an­schlüs­se an Wasch- und Spül­ma­schi­nen
  • Ab­was­ser: kur­ze Lei­tun­gen (nur ein Fall­rohr), Un­ter­dach­be­lüf­ter (be­vor­zugt) oder ge­dämm­tes Ent­lüf­tungs­rohr
  • Sa­ni­tär und Elek­tro: mög­lichst kei­ne Durch­drin­gun­gen der luft­dich­ten Ge­bäu­dehül­le; wo un­um­gäng­lich Dicht­heit si­cher­stel­len!
  • Ener­gie­spa­ren­de Haus­halts­ge­rä­te ein­set­zen
  • *Qua­li­täts­kon­trol­le Aus­füh­rung der ge­sam­ten Haus­tech­nik durch­füh­ren
  • *Wär­me­brücken­frei­heit: Qua­li­täts­si­che­rungs­ter­mi­ne auf der Bau­stel­le
  • *Dämm­ar­bei­ten: Un­un­ter­bro­che­ne Dämm­schich­ten; Lufträu­me ver­mei­den
  • *Luft­dicht­heit: An­schluß­de­tails kon­trol­lie­ren so­lan­ge zu­gäng­lich
  • *Luft­dicht­heit: Druck­test wäh­rend der Bau­pha­se durch­füh­ren las­sen!
    • Wann? So­bald luft­dich­te Hül­le voll­stän­dig her­ge­stellt aber noch zu­gäng­lich: d.h. vor dem In­nen­aus­bau (Ab­stim­mung Ge­wer­ke!)
    • Wie? n50-Test mit Blower Door oder mit WRG; ein­schließ­lich Lecka­ge­auf­nah­me
  • *Durch­füh­run­gen: luft­dicht
  • Kanä­le: sau­ber ein­bau­en, sorg­fäl­tig ab­dich­ten
  • Zen­tral­ge­rät: Zu­gäng­lich­keit Fil­ter zum Wech­seln. Schall­däm­mung
  • Däm­mung Kanä­le (wo not­wen­dig) kon­trol­lie­ren
  • *Ein­re­gu­lie­rung Luft­strö­me im Nor­mal­be­trieb
  • Mes­sung Zu- und Ab­luft­strö­me; Ba­lan­ce-Ab­gleich; Ab­gleich Zu- und Ab­luft­ver­tei­lung.
  • Mes­sung der elek­tri­schen Leis­tungs­auf­nah­me.
  • Hoch­ge­dämm­te Re­gel­kon­struk­tio­nen. (Re­gel: U 0,15 W/(m²K); U = 0,1 an­stre­ben!)
  • *Wär­me­brücken­freie An­schluß­de­tails: Be­rech­nung oder wär­me­brücken­frei­es Kon­stru­ie­ren
  • *Luft­dich­te An­schluß­de­tail
  • Fens­te­r­op­ti­mie­rung (Ver­gla­sungs­art, Su­per­rah­men, Glasan­teil, Son­nen­schutz)
  • *Ener­gie­kenn­wert­be­rech­nung “Pas­siv­haus Pro­jek­tie­rungs-Pa­ket” (PHPP) ver­wen­den
  • *Kon­trol­le: Luft­dich­te Durch­füh­run­gen
  • *Kon­trol­le: Wär­me­däm­mung der Lei­tun­gen
  • Be­an­tra­gung des Zer­ti­fi­ka­tes “Qua­li­täts­ge­prüf­tes Pas­siv­haus” beim PHI

 

(Aus dem Pro­to­koll­band 18 des Ar­beits­krei­ses Kos­ten­güns­ti­ge Pas­siv­häu­ser)

Le­gen­de: * Qua­li­täts­si­che­rung not­wen­dig