27. Internationale Passivhaustagung 2024 in Innsbruck!
Die Passivhaus-Welt zu Gast in Innsbruck - Fachleute trafen sich zur 27. Internationalen Passivhaustagung erneut in Innsbruck.
13 Jahre ist es her, seit die Internationale Passivhaustagung das letzte Mal 2011 in Innsbruck stattgefunden hat. Eine lange Zeit, in der die Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Tirol große Fortschritte in puncto Energieeffizienz erzielt hat. Als Demo-Stadt des EU-Projektes SINFONIA und Heimat zahlreicher EnerPHit-Sanierungen und Passivhaus-Neubauten kann die Stadt im Herzen der Alpen regelrecht als Passivhaus Hotspot im internationalen Vergleich bezeichnet werden. Zudem fand die diesjährige Passivhaustagung am Campus Technik der Universität Innsbruck statt, an einem Ort des ersten zertifizierten EnerPHit-Bürogebäudes, das Gebäude der Technischen Fakultät (ehem. Bauingenieurgebäude). Passend zu den gegenwärtigen Herausforderungen lautete das Motto dieses Jahr: "Sanieren, aber richtig".
Kaum eine Vorlesung hat den Hörsaal A am Campus Technik der Universität so gefüllt, wie die Internationale Passivhaustagung. Rund 450 Teilnehmende aus 42 Nationen nahmen am 5. April im Hörsaal Platz. Unter der Moderation von Laszlo Lepp, Geschäftsführer des Passivhaus Institut Innsbruck und der Passivhaus Austria, startete das Eröffnungsplenum mit den Grußworten der Tiroler Landesrätin MMaga Drin Cornelia Hagele und dem Vizerektor der Universität Innsbruck Prof. Dr. Gregor Weihs. Anschließend gab es zwei hochkarätige Keynote-Vorträge.
"Energieeffiziente Sanierung - JETZT", wie der Titel des ersten Vortrages von Prof. Dr. Wolfgang Feist, gemeinsam mit Dr. Jürgen Schnieders und DI Jan Steiger, lautete - das Kernthema der Tagung 2024. "Für einen erfolgreichen Klimaschutz wird es mitentscheidend sein, die Energieeffizienz des Gebäudebestandes drastisch zu verbessern. [...] Auf den Baubereich entfallen etwa 35% des weltweiten Endenergiebedarfs. Nur wenn es gelingt, die Klimaauswirkungen des Bausektors erheblich zu verringern, kann eine nachhaltige Entwicklung gelingen." (Feist, W. et al. (2024). Energieeffiziente Sanierung - JETZT. 27IPC_Tagungsband.)
Passivhaus = 42? Oder ist es die ultimative Antwort auf Krisen, Klimawandel, das Universum, und generell alles?
Die renommierte Klimaforscherin der Central European University und IPCC Vice-Chair Prof. Dr. Diana Ürge-Vorsatz betonte die Dringlichkeit hinter einer Reform des Gebäudesektors: "Wir haben ein neues Klima erreicht, ein Klima, von Hitzewellen geprägt, dem unsere aktuelle Infrastruktur nicht mehr gerecht wird. Wir müssen unsere Infrastruktur dahingehend ändern und Gebäude so bauen oder sanieren, dass wir unsere Bevölkerung vor jenen Hitzewellen schützen können, ohne großflächig auf Klimaanlagen zurückgreifen zu müssen." (sinngemäß übersetzt)
Dass dieser Wandel möglich ist, zeigen vielzählige Beispiele mit unterschiedlichen Umsetzungen und klaren Monitoring- und Forschungsergebnissen. Eine große Auswahl davon konnte 2024 auf der Internationalen Passivhaustagung gezeigt werden.
Foto: Prof. Dr. Diana Ürge Vorsatz & DI Laszlo Lepp | © Passivhaus Institut
Programm
Auf das Eröffnungsplenum folgten insgesamt 12 Sessions in drei Parallelsträngen mit über 80 Vorträgen, in denen Experten der ganzen Welt ihre Projekte und Erfahrungen präsentieren! Passend zum Tagungsort beleuchtete die erste Session hocheffiziente Gebäude in Österreich, repräsentiert durch bekannte österreichische Vertreter*innen des energieeffizienten Bauens wie Martin Ploß | Energieinstitut Vorarlberg, Georg W. Reinberg | Architekturbüro Reinberg ZT GmbH, Gerhard Kopeinig | ARCH+MORE ZT-GmbH, Helmut Schöberl | Schöberl & Pöll GmbH und Günther Jedlicka | OeAD Student Housing. Die Moderation übernahm Helmut Krapmeier, seines Zeichens ebenso ein langjähriger Passivhauspionier.
Mit einer richtungsweisenden Rede für den österreichischen Staat eröffnete Bundes-Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler, BA am Samstag das Keynote Plenum. "Einiges ist in unserem Land noch nicht ganz dicht, nämlich die Türen, Fenster und Dächer, über die im Winter Wärme verloren geht. Das ist weder angenehm, noch macht es ökonomisch Sinn. Wir sind alle hier, um dagegen was zu tun, um nicht nur den Energieverbrauch zu reduzieren, sondern auch den Wohnkomfort zu erhöhen."
Zuvor hielt der Bürgermeister der Landeshauptstadt Innsbruck, Georg Willi, seine Grußworte, in denen er stolz darauf hinwies, dass Innsbruck die höchste Dichte an realisierten Passivhäusern aufweist.
Wie sich EnerPHit auf verschiedene Wohn- und Nichtwohngebäude anwenden lässt, welche Methoden der Umsetzung bereits realisiert wurden, zeigten vielzählige Projekte, die in drei verschiedenen Sessions zum Thema EnerPHit präsentiert wurden. Auch Innsbruck bietet mit den zahlreichen EnerPHit-Sanierungen im Rahmen des SINFONIA Projektes eine Reihe an best-practice Beispielen, wie Laszlo Lepp in seinem Vortrag veranschaulichte. Eine weitere vorbildhafte Sanierung im Raum Tirol wurde von Univ.-Prof. Dr. Michael Flach, ein Experte und Professor auf dem Gebiet Holzbau, an seinem Bauernhaus, dem Mayerhof in Trins, mit vorgefertigten Holzbauelementen vollzogen.
Passivhaus Fachausstellung
Begleitend zur 2-tägigen Konferenz fand auch dieses Jahr wieder die Passivhaus Fachausstellung statt. Im Architekturgebäude der Universität Innsbruck konnten Tagungsteilnehmende und Besucher*innen zwei Tage lang mit Herstellern zertifizierter Passivhauskomponenten in Kontakt treten und Exponate besichtigen.
Insgesamt 12 österreichische Hersteller nahmen an der Fachausstellung teil. Neben der Universität Innsbruck, die als Mitveranstalter mehrere Forschungsprojekte ausstellte, konnten auch Exponate der beiden Fensterhersteller Optiwin und Lamilux besichtigt werden. Als Inhaber zertifizierter Lüftungs- und Wärmepumpen-Kompaktgeräte war die Firma Pichler auf der Passivhaustagung vertreten. Im Rahmen eines Gemeinschaftsstandes nahmen dieses Jahr auch mehrere Mitglieder des ECO Plus Cluster Niederösterreich an der Ausstellung teil. Darunter die Hersteller LOPAS, Wienerberger, Europerl und der Bundesverband für Sonnenschutztechnik. Auch D+H Österreich, die Standortagentur Tirol sowie der internationale Vorreiter in puncto Studierendenheime im Passivhausstandard, die OeAD, stellten aus.
Messeparty und iPHA Dinner
Die Messeparty am Freitag für alle Ausstellungsteilnehmenden und das exklusive iPHA Dinner am Samstag Abend boten auch dieses Jahr wieder eine exzellente Gelegenheit für interessante Gespräche und neue Kontakte.
Passivhaus Exkursionen
Während Innsbrucks SINFONIA Sanierungen bereits Gegenstand mehrerer weltweiter Konferenzen waren, bot sich nun auch für internationale Teilnehmende der Passivhaustagung die Gelegenheit, einige dieser Objekte im Rahmen der Exkursionen am Sonntag, den 7. April vor Ort zu besichtigen. In insgesamt vier von Fachleuten geführte Touren wurden rund 12 Projekte besichtigt und auch exklusive Einblicke in Technikräume, etc. gewährt. Besichtigt wurden eine Mischung aus Neubauten und EnerPHit Sanierungen bzw. Wohn- und Nichtwohngebäude.