Zuluftmengen
Pauschalempfehlung:
Empfohlene Zuluftvolumenströme für Schlaf- und Wohnzimmer für Lüftungsnormalbetrieb
Die Wahl der passenden Zuluftmenge ist schwierig. Ein guter Kompromiss zwischen guter
Raumluftqualität und ausreichender Raumluftfeuchte im Winter ist zu treffen. Die Basis für
die folgenden Empfehlungen beruht auf einer Simulationsstudie wo die wichtigsten Einflussparameter
(Belegung, Aussenklima, Volumenstrom, usw.) variiert wurden um den bestmöglichen Kompromiss
für die laut Statistik realistischen Situationen zu finden [6] .
Die in folgender Tabelle angegebenen Volumenströme sind die für Normalbetrieb empfohlenen,
die für die „Maximalstufe“ empfohlenen Luftmengen (Systemdimensionierung) werden hier nicht
behandelt.
Details und Hintergründe:
Wichtige Einflussgrößen
für die Wahl der Aussenluftwechselrate im Normalbetrieb:
Hinweise zur Bewertungsmethode:
Für einen österreichischen Referenzfall (3 Personen Haushalt, 76m², 2 Schlafzimmer ein
Wohnzimmer) werden im Folgenden der Einfluss einiger wichtiger Faktoren auf die Raumluftqualität
gezeigt, um daraus die optimale Aussenluftwechselrate zu bestimmen. Die Bewertung erfolgt dabei auf
Basis der sogenannten „relativen Grenzwertüberschreitung“. Diese beinhaltet die Raumluftkriterien
CO2-Konzentration, relative Raumluftfeuchte und TVOC-Konzentration (als Maß für Schadstoffe
aus Bauprodukten und Einrichtungsgegenständen) und bewertet wie lange und wie stark der jeweilige
Zielgrenzwert über- bzw. unterschritten wurde. Diese Überschreitung wird dann relativ zur
Grenzwertbandbreite (die Differenz zwischen „Inakzeptablen Grenzwert“ und „Zielgrenzwert“) gesetzt. Die
gewählten Grenzwerte sind in folgender Tabelle gelistet.
Bewertet werden nur Kernwintermonate und auch nur Zeiten in denen der jeweilige Raum mit Personen
belegt ist. Der Wert 0 der relativen Grenzwertüberschreitung bedeutet somit „immer besser
als Zielwert“, der Wert 1 hingegen bedeutet: „im Mittel lagen während der Belegungszeit die
Raumluftkriterien genau auf der Grenze zu Inakzeptabel“.
Art der Luftführung (Kaskade / Standard):
Betrachtet man die erforderliche Zuluftmenge für Schlafzimmer (2 Erwachsenen) bzw. Kinderzimmer
(1Kind) erkennt man, dass das die relative Grenzwertüberschreitung im Schlafzimmer mit
30-40m³/h im Kinderzimmer mit 15-20m³/h minimiert werden kann.
Ohne Feuchterückgewinnung oder Befeuchtung ist also die relative Grenzwertüberschreitung nur
minimierbar, ein Wert von 0 ist nicht erreichbar. Das ist bekannte Zuluftmengendilema.
Für das Wohnzimmer kann bei geeignetem Grundriss (Link) die Zuluft ganz entfallen, das Optimum der
relativen Grenzwertüberschreitung liegt bei 0 m³/h. Das liegt daran, dass bei geeignetem
Grundriss der Wohnraum über die angrenzenden Schlafzimmer mit Frischluft versorgt wird und sich
die Bewohner im Normalfall entweder im Schlafzimmer oder im Wohnzimmer aufhalten.
Vorraussetzung ist ein geeigneter Grundriss, Informationen ob und wie gut ein bestimmter Grundriss
geeignet ist, finden Sie hier (Link).
Einfluss Personenbelegung:
Ist die oben genannte Referenzwohnung mit nur einem Erwachsenen belegt, könnte ein Über-
bzw Unterschreiten (für rel. Feuchte) der Grenzwerte für die verschiedenen
Raumluftkriterien im Schlafzimmer bei einem Zuluftvolumenstrom von ca. 20m³/h erreicht werden.
Das Zuluftmengenoptimum für eine 5-köpfige Familie (2 Erwachsene, 3 Kinder) ergibt sich nach
den genannten Kriterien für 40m³/h ins Schlafzimmer und 30-40m³/h ins Kinderzimmer.
(bild 4)
Einfluss Klima:
Wieviel Einfluss das Klima auf die Raumluftqualität, besser gesagt auf die Raumluftfeuchte, hat
sieht man in den folgenden Diagrammen für den Standort Dornbirn (oben) bzw. St. Anton
(unten). (Zum Vergleich, der weiter oben vorgestellte Referenzfall wurde mit einem typischen
Wetterdatensatz der Stadt Wien gerechet.)
Man erkennt, dass in alpinen Standorten mit kalten, trockenen Wintern die trockene Raumluft die
Bewertung dominiert (Beachte die unterschiedle Skalierung der relativen Grenzwertüberschreitung.)
und dass für solche Extremfälle eine Feuchtrückgewinnung ratsam ist. Dies gilt nur bei
entsprechend guter Gebäudehülle ohne bedeutende Wärmebrücke (fRSI>0.7),
ansonsten ist aufgrund der höheren Raumluftfeuchten mit Schimmelwachstum an den kalten Bauteilen
zu rechnen.
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